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Schön schützend – Obstbaumscheiben bepflanzen

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Obstbäume möchten auch gehätschelt werden, um sich optimal entwickeln zu können. Gerade in den ersten Standjahren muss die Gärtnerin oft die Gießkannen füllen und zur kleinen Streuobstwiese schleppen. Das tolle Wurzelgeflecht, mit dem ein Obstbaum Wasser und Nährstoffe aus der Erde aufnimmt, muss sich ja erst mal entwickeln.

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Schattenmorelle mit Ringelblumenkindern

 

Wenn es aufgebaut ist, reicht es unterirdisch mindestens genauso weit um den Stamm wie die Krone dies oberirdisch tut. Die feinen Saugwurzeln befinden sich gar nicht so weit in der Tiefe, deshalb ist das Umgraben mit dem Spaten in der Nähe des Obstbaumstammes tabu – und auch die Hacke muss im Schuppen bleiben. Dagegen darf die Grabforke mit, wenn wir die Baumscheibe, das ist der freie Bodenbereich unter der Baumkrone, pflegen wollen.

Ein Obstbaum liebt Sauerstoff an seinen Wurzeln. Deshalb wird der Bodenbereich mit der Forke sanft gelockert und dabei gleich störendes Unkraut herausgezogen. Um den Wurzeln nicht allzu sehr zuzusetzen, reicht leichtes Anheben des Erdreichs und vorsichtiges Andrehen der Erdportion. Für die Feinarbeit verlässt sich die Gärtnerin lieber auf ihr Fingerspitzengefühl. Einfach Rasen ohne definierte Baumscheibe schützt zwar die Baumwurzeln vor Verletzungen, der verdichtete Boden und die Wasser- und Nährstoffkonkurrenz der Gräser bieten dem Baum aber nicht die optimalen Startbedingungen, die wir ja alle wollen.

Allgemein wird in der Gartenliteratur zum Mulchen rund um den Stamm geraten. Das kann Wellpappe sein, Rasenschnitt oder auch Kompost. Wer seine Baumscheibe nach der Lockerung abdeckt, darf in folgenden Pflegedurchgängen auf weiterhin tief gelockerte Erde und deshalb leichtes Jäten des wenigen Wildkrautes hoffen, das sich noch an die Oberfläche gekämpft hat.

Die Kür für die Obstwiese ist eine geeignete Bepflanzung der Baumscheibe, finde ich. Natürlich schafft man wieder Wasser- und Nährstoffkonkurrenz damit, dafür sind aber geeignete Unterpflanzpartner förderlich für die Bestäubung, bestimmte Baumkrankheiten und -schwächeleien. Und es sieht auch hübscher aus. Als sauberer Abschluss sollte immer noch ein Mulchrahmen die Baumscheibe nach außen abschließen.

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Quitte mit Bartnelken und Hund

Folgende Unterpflanzpartner habe ich gefunden:

Blühende Unterpflanzung:

  • Akelei
  • Astilbe
  • Bergenie
  • Bleiwurz
  • Efeublättriges Alpenveilchen
  • Elfenblume
  • Frauenmantel
  • Gemswurz
  • Goldnessel
  • Immergrün
  • Kaukasusvergissmeinnicht
  • Maiglöckchen
  • Nieswurz
  • Pyrenäen-Storchschnabel
  • Schaumblüte, Storchschnabel
  • Veilchen
  • Waldmeister
  • Waldsteinie und
  • alle Frühlingsblumen, die während cder Obstbaumblüte blühen (fördern die Bestäubung).

Wer eine größere Liste allgemein baumscheibenverträglicher einheimischer Pflanzen ansehen möchte, kann hier kurz mal bei nabu reinschauen.

Gesundheitsfördernde Unterpflanzung:

Es gibt Unterpflanzungen, die den Obstbaum stärken und bestimmten Krankheiten biologisch Paroli bieten.

Beinwell (fördert durch Wurzelausscheidungen das Baumwachstum)

Brennesseln helfen gegen Blattläuse und Ameisen und stärkt damit die Baumwurzeln. Auch eignet sich der frische Schnitt als eisenspendende Mulchdecke.

Kamille hilft gegen Nematoden

Nichtrankende Kapuzinerkresse und Ringelblumen helfen gegen Blutläuse, Blattläuse, Apfelblattsauger

Knoblauch und Schnittlauch werden gegen Apfelschorf empfohlen, Knoblauch zudem gegen die Narren- oder Taschenkrankheit beim Steinobst, gemeinsam mit Kapuzinerkresse gegen die Kräuselkrankheit beim Pfirsich

Löwenzahn hilft gegen Blattchlorose bei Apfel und Birne

Maiglöckchen helfen gegen Monilia bei Kirschen

Minze wirkt stärkend, muss aber nach 4 Jahren woanders hin verpflanzt werden, da mit sich selbst unverträglich. Auch neigt sie zum Wuchern.

Ringelblumen und Tagetes werden gegen Nematoden eingesetzt

Roter Fingerhut hilft bei Gummifluss

Zitronenmelisse stärkt die Obstbäume allgemein, Bienen werden angezogen und das Fruchtaroma verbessert.

Schädlingsabwehrende Unterpflanzung

Zur allgemeinen Schädlingsabwehr können Obstbäume mit Gamander, Witwenblume, Sterndolde und Fetthenne unterpflanzt werden. Angeblich wirken Narzissen narkotisierend und werden von Wühlmäusen gemieden. Deshalb pflanzt man sie traditionell unter Obstbäume, um die Nager so möglichst von den schmackhaften Baumwurzeln fernzuhalten. Ob’s stimmt? Mäuse mögen angeblich auch nicht so gern Kapuzinerkresse, Knoblauch, Pfefferminz und Tagetes.

Natürlich kann man die Baumscheibe auch einfach mit Gründüngepflanzen einsäen. Diese dienen als lebendige Mulchschicht, die je nach Wahl auch aktiv den Boden lockern kann. Hat die Gründüngung ihre Zeit gestanden, kann sie rausgezogen weiter auf der Baumscheibe liegen bleiben und den Baum in “Flächenkompostierung” mit zusätzlichen Nährstoffen verwöhnen.

Traumpartner für bestimmte Obstbaumarten:

Apfel – Eisenhut, Veilchen, Kapuzinerkresse, Knoblauch und Schnittlauch, Löwenzahn

Aprikose – will Mindestabstand von 6m zu anderen Obstgehölzen – mag Pfefferminze, Melisse, Ringelblume und Kapuzinerkresse

Birne – Fingerhut, Taubnessel, Geranie und Löwenzahn

Kirsche – Waldmeister, Kresse, Schnittlauch und Löwenzahn, Knoblauch, Maiglöckchen, Roter Fingerhut

Mirabelle – Zwiebeln, Knoblauch, Senf, Geranie und Klee

Pfirsich – Knoblauch, Kapuzinerkresse 

Pflaume und Zwetschge – Knoblauch, Lerchensporn, Scharbockskraut, Phacelia, Melde und Feldsalat

Quitte – Taubnessel, Phacelia, Löwenzahn und Melde

So, genug recherchiert. Ich hab noch draußen bei den Baumscheiben zu tun …

Rike Menn

 

Quellen:

Marie-Luise Kreuter, Der Biogarten, BLV München

Christa Weinrich OSB Abtei Fulda, Mischkultur im Hobbygarten, Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2008

http://berlin.nabu.de/themen/baumschutz/06663.html


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